Keine Angst, die Hündin ist nicht tot; ganz im Gegenteil! Wie es zu dem Titel gekommen ist, erfahrt ihr im ersten Teil meiner Geschichte...
...denn ich möchte euch eine Geschichte erzählen, eine kleine, wahre Hundegeschichte, wie sie
sich tagtäglich hier in Apulien abspielt. Ich kann noch nichts über ihren Ausgang sagen, aber sie bewegt mich sehr und ich möchte euch gerne daran teilhaben lassen. Ich möchte euch auch um Hilfe
bitten, denn, wenn die Geschichte ein Happy End haben soll, kann ich das nur durch eure Hilfe schaffen. Es handelt sich hier um eine Hundemama mit ihren vier Welpen, die von ihren früheren
Besitzern fortgejagt wurde und nun versucht, ihre Kinder durchzubringen.
Wenn ihr euch für mein kleines Hundeabenteuer interessiert, möchte ich euch gerne einladen und bitte ladet auch alle eure Freunde ein, um so größer ist die Chance auf ein Happy End! Ich hoffe,
dass ich es schaffen kann, das Vertrauen dieser kleinen Familie zu gewinnen und gemeinsam mit euch für alle Welpen eine glückliche Zukunft zu ermöglichen, eine liebevolle Familie zu finden....und
auch für die Mama... aber soweit sind wir noch nicht...
Also, lest ihr mit???
Auf dem Weg von Turi zu unseren Trulli nimmt
Vito gerne den Weg über Land, dabei passieren wir einige Masserien und Landhäuser. An einer Kurve müssen wir immer sehr langsam fahren, weil die Wurzeln der Eingangs-Pinien Wellen geschlagen
haben. Ein Haus mit verglaster Verranda, zwei Hundezwinger davor, es gibt immer Stress an dieser Stelle, die Hunde im Zwinger und unsere im Auto machen Alarm. Eines Tages kommen uns die Leute,
eine junge Familie mit zwei Söhnen (9 und 13), er Frisör in Putignano, sie immer schick, mit ihrem schwarzen Geländewagen entgegen. Als wir das Haus passierten, sahen wir, dass sich einer ihrer
Hunde gerade aus dem Zwinger „befreite“.
Wochen vergingen.
Hinter unserem Land, angrenzend an dem
besagten Grundstück, liegt eine Gegend mit Mauer-Stein-Terrassen und Olivenbäumen, wir sagen immer „Klein Jerusalem“ dazu. Wir gehen oft mit den Hunden dorthin, um wilden Spargel zu pflücken oder
Safran zu ernten. Eines Tages versperrte uns eine Hündin den Weg dorthin, sie war völlig außer sich und man sah, dass sie etwas verteidigte. Naja, es war uns schon klar, was sie dort so vehement
beschützte. Aber die Hündin sah ganz genauso aus, wie einer dieser Hunde aus den Zwingern dieser jungen Familie. Also bin ich dorthingegangen. Ich musste an den beiden Zwingern vorbei und ein
stechendbeissender Gestank lies mich fasst nicht mehr atmen; der noch „bewohnte“ andere Zwinger war gänzlich voller Hundekot und der arme Kerl konnte gar nicht mehr treten.
„Ciao Angelica, come stai? Stell dir vor, ich
hab eure Hündin gefunden! Sie hat sogar schon Welpen! Wenn ihr wollt, kann ich euch helfen, sie wieder zurückzuholen! Wir können die Welpen zum Canile bringen und Familien für sie finden und die
Hündin kastrieren lassen.....“
„Was?, Wo?, .....nein, unser Hund ist
tot......!!!!!“
„Tot? Nein, das ist nicht möglich!“ .....Dann gab es eine Diskussion, aber sie blieb bei ihrer Lüge und beweisen konnte nicht, dass es tatsächlich ihre Hündin
war. Also bin ich wieder nach Hause gegangen, aber jedem aus der Nachbarschaft erzähle ich die Geschichte, doch die Menschen sind komisch, sie wollen lieber die Wahrheit nicht hören.Seitdem gehe
ich zwei Mal täglich an die Stelle und versuche, das Vertrauen der Hündin zu gewinnen. Ich bringe ihr Futter und halte mich eine Weile in der Nähe auf, damit sie sich an meine Anwesenheit
gewöhnt. Aber sie ist sehr unsicher und bellt mich wütend an, für das Futter interessiert sie sich während meiner Anwesenheit gar nicht. Inzwischen hat sie ihr Versteck gewechselt, nun wohnt sie
mit ihren vier Welpen, drei schwarzen (zwei davon sehen genauso aus, wie der andere Hund aus den beiden Zwingern), und einem beigefarbenen, in einem dichten Bromberrgebüsch, eine Mauer mit einem
Loch ist darin eingewachsen, ein perfektes Versteck.Doch eines Abends, ich hatte die Hündin schon seit dem Vortag nicht mehr bellen gehört, musste ich sehen, dass die Besitzer des Landes diese
Hecke angezündet haben. Ich konnte die Männer noch sehen und habe sie fotografiert, auch sie haben mich gesehen. Ich habe sofort Vito gerufen und wir haben das Feuer gelöscht. Die Welpen haben
wir in ihrem Mauerloch winseln gehört, zum Glück, sie leben noch. Und am nächsten Morgen war auch die Mama wieder da! Ich gehe weiterhin jeden Tag zweimal dorthin und bringe Futter und inzwischen
lässt mich die Mama sogar schon bis an den Eingang des Verstecks.
Doch eines nachts gab es ein schreckliches Unwetter, es schüttete sehr heftig und blitzte und donnerte. Ich konnte gar nicht schlafen und musste immer an meine
kleine Hundefamilie dort draußen denken, dort unter dem Brombeerbusch. Mit Gummistiefeln bin ich gleich am nächsten Morgen zu ihrem Versteck gegangen, die rote apulische Erde klebte schwer an
meinen Stiefeln, dass ich sie kaum noch anheben konnte. Von den Hunden gab es keinen Laut und keine Spur. Vielleicht war die Mama auf Futtersuche und die Welpen verhielten sich still? Ich füllte
die Futterstelle und als ich auf dem Weg nach Hause war, sah ich wieder den roten Panda mit den Männern, die die Hecke angezündet hatten. Ich stellte mich ihnen in den Weg, so dass sie nicht
vorbei konnten, dann bin ich zum Fahrer und sprach ihn an. Erst wollte er das Fenster nicht öffnen, es waren zwei Männer im Wagen und sie wirkten sehr abweisend. Ich stellte mich vor und bat sie
um Erlaubnis, ihr Land zu betreten, um mich mit der Hundefamilie zu beschäftigen, damit sie mir vertrauen und ich sie dort wegholen kann; ich bat sie, ihnen nichts zu tun und etwas Geduld zu
haben, denn es braucht Zeit, bis ich das Vertrauen der Tiere gewinnen kann. Sie sahen erst sich und dann mich verwundert an und stimmten
sofort freundlich zu. Und ich sollte aufpassen, denn die Hündin sei wild und könnte mich verletzen. Und sie fuhren wieder weiter.
Nun wusste ich wenigstens, dass von dieser
Seite keine Gefahr mehr drohte.
Aber auch am nächsten Tag war keine Spur von
meiner kleinen Hundefamilie, außer, dass die Futterstelle leer gefuttert war. Sie waren also ausgezogen, um ein neues Versteck zu finden. Nachts lauschte ich in die Dunkelheit und versuchte das
Bellen von Marta (so habe ich sie inzwischen getauft) aus all dem Hundebellen herauszuhören.
Und dann hörte ich sie tatsächlich dort in
der dunklen Ferne!
…Fortsetzung folgt...
Jeden Morgen bin ich also in den darauffolgenden Tagen mit meiner Hündin Polly in die Richtung gelaufen, woher das Bellen in der Nacht kam. Aber nichts, sie hielten sich gut versteckt, kaum war ich wieder zu Hause, hörte ich die Kleinen rumjaulen und schreien im Spiel, schnell aufs Rad, aber als ich in der Gegend ankam, war wieder alles ruhig. Sie war sehr schlau und vorsichtig, die Hundemama. Doch eines Morgens dann sah ich etwas Dunkles auf einem Trulli-Dach in der Nachbarschaft, der im Winter unbewohnt war. Ich zückte mein kleines Opernglas aus der Tasche und so wie ich hindurch sah, duckte sich meine Marta herunter, in der Hoffnung, dass ich sie nicht sehen würde. Vorsichtig ging ich näher, natürlich hatte ich auch eine paar Futterstücken dabei. Als sie merkte, dass ich sie nun doch wirklich entdeckt hatte, bellte sie mich wieder wütend an. Leider war das Grundstück eingezäunt, so konnte ich nur das Trockenfutter durch die Gitterstäbe hindurchwerfen. Das tat ich mit der Hand, damit sie meinen Geruch wahrnehmen konnten, aber davon war im Moment noch nicht die Rede, nur ein kleiner schwarzer Welpe schaute neugierig durch einen Torbogen. Also entfernte ich mich wieder. Am nächsten Morgen bin ich natürlich wieder hingegangen. Aber von meiner kleinen Hundefamilie war wieder mal nichts mehr zu sehen oder zu hören, wenn ich in der Nähe war. Nur aus der Ferne konnte ich sie hören. Aber so wusste ich, dass sie noch da waren. Ich verteilte immer etwas Futter in der Gegend, aber es gibt auch andere Randagi hier, wer auch immer es gefunden hatte, hatte es sicher auch bitternötig.
Aber ich hab nicht aufgegeben und hab weiterhin jeden Tag meine Spaziergänge dorthin gemacht. Und ich hab sie tatsächlich wiedergefunden, doch das war eher
Zufall...oder war es doch kein Zufall?
Wie es sich zugetragen hatte, das erfahrt ihr beim nächsten Mal....
Also drehte ich wieder meine Runde und wollte auch mal nach dem Rechten sehen auf dem Grundstück unserer deutschen Freunde, die nur im Sommer kamen; sie hatten
uns für diesen Zweck die Schlüssel gegeben. Ich entfernte also Schloss und Kette vom Tor und fühlte mich irgendwie beobachtet. Als ich den Blick anhob sah ich auf dem Vordach Marta! Sie saß da in
der Sonne und schaute mich an. Doch als ich näher kam, ja, da bellte sie mich wieder wütend an. Ich hörte auch die Kleinen, aber sah sie nicht. Hinter dem Haus war eine alte, sehr alte
Trullo-Ruine, die fast völlig mit Efeu umwuchert war. Den Eingang erreichte man nur von den Feldern aus, wirklich sehr versteckt. Ich hatte das schon mal im Sommer mit meiner Nichte erkundet,
aber wir hatten uns beide nicht reingetraut, der Blick hinein verlor sich in der Dunkelheit. Womöglich hatte Marta nun dort ihre Kinder untergebracht. Während sie auf dem Dach noch ihr Theater
veranstaltete, verteilte ich etwas Trockenfutter auf dem Vorhof und ging dann über die Felder, um zu dem Trullo-Eingang zu gelangen. Und tatsächlich, das Gejaule kam von dort. Ich versuchte sie
herauszulocken; und es gelang mir. Es waren zwei, ein schwarzes und ein beigefarbenes Hundekind. Aber ich hörte immer noch das Jaulen von den anderen beiden, die sich aber irgendwo anders
versteckten. Es war wirklich etwas unheimlich, denn ich hatte keinen Ausweg und etwas Angst, dass Marta sich nun von hinten nähern könnte. Dann hörte ich wirklich ihr Bellen näherkommen und trat
lieber wieder den Rückzug an Als ich zurück auf das Grundstück unserer Freunde kam, sah ich dann die beiden anderen schwarzen Hundekinder. Sie machten sich über das Futter her, Marta hatte sie
dorthin gebracht, als ich bei den anderen war. Ich setzte mich auf einen Stein in ihrer Nähe. Wie Hundekinder nun mal sind, waren sie sehr neugierig, langsam kamen sie immer näher. Inzwischen
hatte auch Marta wieder ihren Platz auf dem Vordach eingenommen. Sie bellte nicht mehr, aber sie ließ mich keinen Augenblick aus den Augen. Mit dem Futter lockte ich die Kleinen immer näher und
schließlich schnupperten sie an meinen Schuhen. Plötzlich setze sich Marta in Bewegung. Oje, langsam kam sie nach unten. Ich blieb still sitzen. Freudig flitzten die Kleinen zu ihrer Mama, im
Hintergrund jaulten die anderen beiden in der Trullo-Ruine. Ich sah Marta nicht an, sie kam immer näher und schnupperte nun auch an mir. Vorsichtig machte ich ein Foto. Sie wirkte sehr
selbstbewusst, aber nicht aggressiv. Die Kleinen hoppelten immer noch fröhlich um sie herum. Ich erhob mich langsam und ging zum Tor zurück. Marta sah mir aufmerksam hinterher. Ich fuhr nach
Hause, um eine Wasserschüssel und noch mehr Futter zu holen. Und als ich zurückkam, es war schon fast dunkel, waren nun alle fünf auf dem Grundstück. Diesmal bellte Marta nicht. Ich füllte die
Wasserschüssel auf und wie verrückt stürzten sich alle fünf darauf. Ich verteilte noch mehr Futter und kehrte glücklich nach Hause zurück.
Ich konnte kaum den nächsten Morgen abwarten
und war so gespannt, ob sie dieses Mal dort bleiben würden....
Na, was glaubt ihr, waren sie noch
dort?
Ja, sie waren es und auch am
nächsten Tag und am übernächsten und auch noch in diesem Augenblick. Alle, sogar Marta, kamen mir freudig entgegengelaufen, naja, ich hatte ja auch die Umhängetasche mit dem Futter dabei, aber
ich glaube, sie haben sich auch über mich gefreut Inzwischen kann
ich sie alle anfassen, streicheln und sie futtern mir aus der Hand. Auch Marta, sie ist sehr vorsichtig und sanft, was man von den Kleinen nicht so sagen kann, da kann es schon mal passieren,
dass einer meiner Finger zwischen die Zähnchen kommt.
Aber nun ist es Zeit, dass ich sie euch
endlich alle vorstelle, jeden einzelnen, MARTA kennt ihr ja schon ein wenig, aber auch die Kleinen sollen nun nicht mehr namenlos bleiben:
MOMO, PITTI, CARAMELLA und STRUPPI...
MARTA, seit mindestens vier Jahren musste sie ihr Leben tagaus tagein in einem Zwinger verbringen, zumindest ist es so lange her, dass wir den Weg vorbei an ihrem alten Zuhause nehmen und sie seitdem dort gesehen haben. Nun erlebt sie zum ersten Mal die Freiheit und für ihre Kleinen gibt sie alles.
MOMO, mein Sonnenschein, sie ist die Mutigste, hat sich als Erste zu mir getraut. Wenn man sie ansieht, fängt sie sofort an, mit dem ganzen Hinterteil zu wedeln ;)
PITTI, mein kleiner Kasper und fast genauso mutig wie seine Schwester, aber man merkt schon jetzt, er hat auch den Schalk im Nacken ;)
CARAMELLA, mein kleines Sahnebonbon, sie lässt sich schon richtig knuddeln, aber wenn ihre Mama kommt, bin ich out ;)
STRUPPI, mein kleiner Skeptiker, er betrachtet lieber alles noch mit etwas Abstand. aber wenn es um's Futter geht, ist er immer vorneweg ;)
Jetzt ist es soweit. Ich habe geschafft, was
ich wollte. Marta und ihre Kleinen vertrauen mir nun. Sogar Vito darf schon an sie heran und auch Marta frisst ihm aus der Hand. Heute war ich mit meiner Freundin Sara bei ihnen, sie kannten sie
bisher noch nicht; Marta hat nicht mal mehr gebellt. Und wie ich feststellen musste, kann dieses Vertrauen sogar gefährlich werden. Denn der Bauer von nebenan hat die Hundefamilie auch entdeckt
und mich gefragt, ob man die Kleinen fangen könnte. Ich hab ihm gleich ein paar Takte erzählt und ihm gesagt, er soll die Finger von ihnen lassen. Vielleicht braucht er ein
Spielzeug für seine Enkelkinder. Die Hunde müssen unbedingt da weg!!!!
Leider ist von hier keine Hilfe zu erwarten. Der Canile-Betreiber von Turi, der sich ja immer so „rührend“ um die
Vermittlung von Welpen kümmert, hat seine Hilfe bereits abgelehnt. Er profitiert mehr davon, wenn man ihm anonym einen Karton mit Welpen vor die Tür stellt, da kann er dann Geld sammeln, obwohl
er von der Comune gutes Geld für die Hunde bekommt. Zu ihm gibt es auch einiges zu erzählen, aber das kann ich hier und heute noch nicht tun. Aber manche von euch wissen, worüber ich gerade
rede.
Jedenfalls habe ich es nicht übers Herz gebracht, Marta die Jungen wegzustehlen und am Canile abzustellen.
Wir müssen das auch so schaffen!!!
Und nun brauche ich eure Hilfe!!!! Ich werde noch heute ein Album erstellen, dass ich hier veröffentlichen werde. Bitte teilt es dann weitläufig.
Wir könnten sie am 27. Dezember ausfliegen lassen, wir haben zwei Flugpaten von Brindisi nach Berlin mit Zwischenstopp in München. Ich habe gerade mit AIRBERLIN telefoniert. Wir könnten alle vier
Kleinen mitfliegen lassen, jeweils zwei in einer Box. Und es wäre sogar möglich, dass man sie schon in München aussteigen lassen könnte, falls es in diesem Raum Adoptanten oder Pflegestelle gäbe;
ansonsten eben in Berlin.
Und auch für Marta müssen wir uns etwas überlegen!
Hört euch doch schon mal um. Wir suchen liebevolle Familien oder Pflegestellen. BITTE!
DANKE
Auch wenn nun alle Welt auf der Suche nach
einer sicheren und glücklichen Zukunft für Marta und ihre Kleinen ist, so geht das Leben doch weiter für unsere fünf. So glücklich waren wir alle in den letzten Tagen, als es schien, dass sie nun
endlich einen einigermaßen sicheren Platz gefunden haben. Jeden Morgen, wenn ich das Tor aufschloss, kamen sie mir alle freudig entgegengelaufen und auch Marta kam schwanzwedelnd von ihrem
Aussichtspunkt auf dem Dach heruntergeklettert. Abends standen sie alle fünf immer erwartungsvoll auf der Mauer am Eingangstor und quietschten schon vor lauter Aufregung, den sie haben sich schon
gemerkt, dass es immer abends das leckere Nassfutter gab. Doch schnell holte uns der gefährliche apulische Alltag wieder ein. Aber der Reihe nach.
Wie ich schon erwähnte, war gestern Morgen
meine Freundin Sara mit, denn ich wollte ihr meine kleine Familie, aber auch das Haus zeigen, woher Marta eigentlich kam. Seitdem Marta dort weg ist, haben sie auch den Zwinger von dem anderen
Hund geöffnet, was natürlich sehr schön ist für den Hund, denn nun kann er auch endlich die Freiheit genießen. Vielleicht hoffen sie, dass er auch weggeht. Er geht aber nicht weg, bleibt immer
vor dem Haus sitzen. Als ich mit Sara dorthin kam, kam er langsam zu uns gelaufen, geduckt und mit eingezogenem Schwanz. Wie wir erfahren haben, ist aber nun die Familie weggegangen. Sie haben
das Haus verlassen und sind über den Winter nach Putignano gezogen. Ihren Hund haben sie einfach dort zurückgelassen. Nun haben wir noch ein Mäulchen zu stopfen. Jedesmal, wenn ich dorthin fahre,
um etwas Futter zu bringen, zerreißt es mir das Herz, wie er dort sitzt und auf seine Familie wartet.
Jedenfalls als wir wieder zurückkamen, war ja da dieser Bauer, wie ich auch schon berichtete, der fragte, ob man die Kleinen fangen könnte. Ich hatte ihm ja, so
glaubte ich, klar gemacht, dass ich mich um die Hunde kümmere. Als ich aber gestern Abend mit Vito zu gewohnter Zeit zum Füttern ging, erwartete uns niemand auf der Mauer vor dem Tor. Es war
alles still und verlassen. Wir waren geschockt.
Wir sind dann durch die Landschaft gelaufen
und haben immer wieder gerufen. Es wurde schon dunkel und Nebel kam auf. Plötzlich hörten wir Marta bellen und kurz darauf kreuzten zwei große Hunde unseren Weg, die hatte sie erfolgreich
verjagt. Wir gingen ihrem Bellen nach und mussten dabei die Felder überqueren. Und dann, hinter einer alten Natursteinmauer, hockten sie alle. Sie waren hin und her gerissen, ob sie nun zu uns
kommen sollten, oder nicht. Sie wirkten verstört. Wir sind dann wieder zu ihrem alten Platz zurückgelaufen und versuchten, sie hinterherzulocken. Aber nur Marta kam kurz, als wir gerade das
Futter auf den Tellern verteilten. Sie huschte wieder weg, denn sie hatte ihre Kleinen allein zurückgelassen. Da es schon dunkel war, sind wir nach Hause gegangen, aber kurz darauf hörten wir das
Jaulen der Kleinen aus gewohnter Richtung. Nun waren sie wieder „zuhause“. Aber was war passiert?
Ja, was war passiert? Wir haben erfahren, dass auf dem Nachbarland ein Traktor fuhr, der eine Substanz auf die frisch beschnittenen Kirschbäume versprühte. Das war zuviel für die kleine Familie und sie sind geflüchtet. Aber nun waren sie ja erstmal wieder da. Als ich am nächsten Morgen hinkam, erwarteten sie mich wie gewohnt, allerdings ohne Marta, sie war mal wieder unterwegs. Der Bauer war auch wieder da, der nervt! Er sagte, er hätte Hühnchen für sie mitgebracht, aber sie wollten von ihm nichts nehmen. Brav! Als sie mich sahen, kamen sie herangestürmt. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was das für ein schönes Gefühl ist, vorallem, wenn ich daran denke, wie alles anfing.
Natürlich bin ich auch wieder zu Martas altem Zuhause gefahren, denn dort wartete „Richi“. Ich weiß ja seinen Namen nicht und ob er überhaupt einen hat, also hab ich ihn nun Richi getauft. Ich
hab ihn gerufen, aber keine Spur. Sein leerer Zwinger sah noch unverändert aus, die Türe stand offen, überall lagen mit Schimmel bedeckte Kothaufen herum. Was mal ein Wassernapf sein sollte, war
schon seit langem mit Schleim und Schlamm und allen Möglichen gefüllt. Na, da will er bestimmt nicht mehr freiwillig reingehen. Plötzlich regte sich etwas unter einem großen Zypernbusch. Da kam
er hervorgekrochen, Piniennadel klebten an seinem Gesicht und er zitterte am ganzen Leib. Was war los mit ihm? Es tut mir leid, ich hatte gleich einen schlimmen Verdacht. Vito schimpft mit mir
immer ein bisschen, weil ich oft so negativ denke, aber nachdem, was ich hier schon erlebt habe.... Ich hab mir gedacht, dass es den Leuten nicht gefällt, dass Richi nun nicht weggeht, dass er
immer vor dem Haus hockt und wartet. Und vielleicht sind sie gekommen, um ihm etwas ins Futter zu geben, etwas, was er nicht verträgt und stirbt. Ich weiß, meine Gedanken sind schlimm. So war es
ja zum Glück auch nicht. Sie waren ja sowieso nicht gekommen, um ihm Futter zu geben. Ich habe meine Freundin Sara gerufen. Sie hat gleich gesehen, was mit ihm los war. Keine Vergiftung. Aber
große, sehr große Trauer. Dass man ihn einfach so alleine zurückgelassen hat. Obwohl er sein ganzes Leben in diesem Zwinger eingesperrt war, seine Knochen krank und steif wurden, von der Nässe
und Kälte auf dem harten, kalten Betonboden, vermisste er diese Menschen nun auch noch. Das ist so unendlich traurig. Ich hab geweint.
Morgens und abends fahre ich nun auch zu ihm. Und was soll ich euch sagen? Natürlich sind seine Knochen immer noch steif, aber er kommt jedesmal fröhlicher zu mir gehumpelt und freut sich so
sehr. Hunger hat er natürlich auch immer. Da ist jetzt die ganze, kleine Hundefamilie, die nur noch uns haben, Papa, Mama und die Kinder. Was sind das bloß für Menschen. Es geht mir einfach nicht
in den Kopf; ich kann es einfach nicht verstehen. Sie haben doch selbst zwei Kinder...
Naja, und so sind wieder ein paar Tage vergangen. Und wenn ich bei Marta und ihren Kleinen bin, kann ich mich kaum trennen. Ich muss euch sicher nicht sagen, wie süss Hundekinder sind. Aber Marta
beeindruckt mich mächtig. Ihr ganzes Wesen und ihr Gesichtsausdruck haben sich verändert. Ständig lacht sie mich an, wirklich, sie lacht! Und sie kommt und berührt und leckt meine Hand. Wenn ich
das Futter gebe, wartet sie immer, dass zuerst die Kleinen fressen. Ich muss immer aufpassen, dass sie auch genug bekommt. Die Kleinen achten natürlich nicht darauf, die schlingen runter, was sie
können. Sie werden auch immer zutraulicher....und dicker. Pitti, Momo und Caramella kann ich jetzt schon auf den Arm nehmen, ohne dass sie losquietschen wie Ferkelchen. Nur Struppi schaut immer
noch abseits auf alles. Wenn Marta dabei ist, darf ich ihn auch mal kurz anfassen und er leckt mal kurz mit seiner kleinen Zunge an meinem Finger, aber schnell huscht er wieder weg. Ich muss mir
mehr Zeit für ihn nehmen. Dabei wirkt er gar nicht ängstlich; er vertraut mir noch nicht, der kleine Kerl.
Und heute war wieder ein besonderer Tag. Ehrlich, Lassy ist nix dagegen! Ich dachte wirklich, so etwas gibt es nur im Film. Aber der Reihe nach.
Als Vito und ich heute morgen zum Füttern kamen, war mal wieder der Bauer da, er steht mit seinem Auto immer direkt in der Einfahrt. Er sagte uns schon, dass die Hunde nicht da waren. Wir haben
etwas Futter verteilt und sind weiter zu Richi gefahren. Da war alles wie immer. Er kam gleich angehumpelt, hat gegen unsere Autoreifen gepinkelt (was später unsere Hunde natürlich auch gleich
gemacht haben), hat sich seine Streicheleinheiten abgeholt, auch von Vito, obwohl er ihn heute zum ersten Mal gesehen hat; und hat sich dann wie immer auf das Futter gestürzt. Die tiefe Trauer
scheint er überwunden zu haben, aber als wir losfuhren, hat er das Futter stehen gelassen und ist uns ein Stück hinterhergelaufen.
Wir hatten einige Erledigungen im Dorf zu machen und als wir mittags zurückkamen, musste ich sehen, dass das Futter, das wir für Marta und die Kleinen ausgelegt hatten, nicht angerührt wurde. Wo
waren sie denn schon wieder?
Abends bin ich wie gewohnt wieder hin. Das Futter war weg. Aber Marta und ihre Kleinen auch. So bin ich erstmal zu Richi gefahren. Der war nicht weg. Er saß da wie immer vor dem Haus und wartete.
Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Natürlich hat er sich gefreut, mich zu sehen und auch über sein Abendessen.
Ich radelte wieder zurück, wollte nochmal schauen, ob Marta und die Kleinen wieder aufgetaucht waren. Es war schon sehr dämmerig. Plötzlich hörte ich hinter mir auf dem Asphalt Pfotengeflitze, es
folgte mir. Ich drehte mich um sah Richi, wie er mir hinterhergerannt kam. Ich bremste. Aber nein, das war gar nicht Richi. Es war Marta! Ich hab sie noch nie so rennen gesehen. Sie rannte, um
mir zu folgen. Ich bremste und sie freute sich wie eine Verrückte. Ich war total platt, es war unglaublich. Dann dreht sie sich auf einmal um, in die Richtung, woher sie kam. Sie lief ein paar
Schritte, kam dann zurück zu mir und schaute wieder in diese Richtung. Dann lief sie wieder los, kam wieder zurück...sie wollte mir sagen, los, komm doch mal mit. Also drehte ich das Fahrrad und
folgte ihr. Als sie das merkte, rannte sie los, aber sie drehte sich immer wieder um, um sich zu vergewissern, dass ich ihr auch ja folgte. Plötzlich bog sie in eine Einfahrt und rannte über eine
Kirschplantage. Ich musste mein Rad abstellen und folgte ihr zu Fuss. Und am Ende der Plantage an einer Mauer an einem dichten Kaktusfeigenbusch warteten Momo, Caramella, Struppi und Pitti. Na,
das war eine Freude, die Kleinen sprangen um mich und Marta herum wie im wilden Tarantellatanz und auch Marta tat so, als ob sie mich gerade in diesem Augenblick wiedergesehen hätte. Nun war es
ja wirklich schon fast dunkel. Was wollten sie hier? Hier war Nichts. Kein Unterschlupf, nur diese unwirtlichen Kaktusfeigen, das konnte ja wirklich nicht gemütlich sein für die Nacht. Also sagte
ich zu ihnen, los, nix wie weg hier und ich lief los. Ihr werdet es nicht glauben, sie folgten mir. Sie folgten mir, bis ich wieder an der Mauer war, wo ich mein Rad abgestellt hatte. Als ich es
nahm, blickten sie etwas mitsstrauisch. Ich schob es raus auf die Straße (es war nur ein asphaltierter Landweg) und setzte mich drauf. Erwartungsvoll standen sie da und schauten mich an. Also
radelte ich los. Ich radelte in der Dunkelheit die Straße entland und alle fünf liefen mir hinterher. Incredibile! Ich feuerte sie immer wieder an, wie toll sie das machten und sie liefen
nebenmir oder hintermir, als würden wir jeden Tag diese Runde machen. Kurz bevor wir an dem Grundstück ankamen, wo sie ja eigentlich wohnten, nahm Marta Geschwindigkeit auf und die Kleinen
hinterher. Sie wussten, wo es hinging. Als wir ankamen, gingen wieder diese Freudentänze los, aber nun sollte ich auch endlich die Sachen aus meiner Umhängetasche rausholen. Das tat ich dann auch
und sie futterten sich die kleinen und großen Leiber voll.
Wir hatten einen Karton mit einer warmen Decke vorbereitet, der bisher aber noch unbenutzt war. Und nun endlich, zum ersten Mal stieg Marta hinein und machte es sich gemütlich. Ich sah, wie sie
es genoss; zum ersten Mal in ihrem Leben erlebte sie so etwas Weiches, Warmes. Die Kleinen lugten noch etwas ungläubig über den Rand des Kartons, aber es dauerte nicht lange, da eroberten sie
auch dieses Reich. Seit Tagen schon hatte ich ein Halsband für Marta in meinem Beutel. Ich holte es heraus und legte es ihr an. Sie zeigte keine Reaktion. Es war das erste Mal in ihrem Leben,
dass sie ein Halsband trug. Es war ihr nicht unangenehm. Im Gegenteil, sie wirkte stolz.
Nun war sie eine Hündin mit einem Halsband!
Ich fühle mich gerade sehr, sehr schlecht :( Schon seit Tagen überlegen wir, wie wir die Kleinen nun endlich in Sicherheit bringen können. Unser Grundstück ist eingezäunt und darauf befindet sich ein Zwinger. Wir haben überlegt, ob wir Marta und die Kleinen hierherlocken könnten, aber da sind noch unsere Hunde. Also bin ich morgens erstmal mit meiner Polly zu Martas jetzigem Unterschlupf gegangen, damit sie sich kennenlernen können. Marta ist ausgerastet, sie wollte meine Polly sofort angreifen. Also, das wird wohl nicht funktionieren.
Weil es auch schon ein paar Anfragen für Adoptionen gab, können wir die Kleinen ja
nun nicht ewig in der Wildnis umherlaufen lassen. Also mussten wir eine Entscheidung treffen. Heute morgen waren auch die Jäger wieder unterwegs und haben durch die Gegend geballert. Wir haben
uns also einen unserer Katzenkörbe geschnappt und sind zu dem Grundstück, wo sie sich aufhalten. Alle kamen uns sofort wie immer freudig entgegen. Ich hab mir dann zuerst Pitti und dann Caramella
geschnappt. Ohne Widerstand haben sie sich in das Körbchen stecken lassen. Ich kam mir so hinterlistig vor, während sich Marta, Momo und Struppi über das Futter hermachten, haben wir uns
davongeschlichen. Als wir bei uns ankamen, waren unsere Hunde natürlich völlig aufgeregt. Caramella und Pitti sind nun erstmal sicher im Zwinger untergebracht, mit Planen haben wir sie vor den
Blicken unserer Bande erstmal abgeschirmt. Ich bin dann sofort wieder zu Marta und den anderen beiden gefahren. Marta war sehr anhänglich. Sie hat ja gesehen, dass wir ihre Kinder fortgebracht
haben. Als ich mit dem Rad zu Richi fuhr, folgte sie mir und auch als ich mich auf den Nachhauseweg machte, lief sie mir hinterher. Aber kurz vor unserem Grundstück blieb sie dann zurück. Pitti
und Caramella haben es sich jetzt erstmal in ihrem Häuschen gemütlich gemacht, sie haben gefressen und getrunken und schlafen nun. Aber ich fühle mich jetzt hin- und hergerissen. Haben wir wohl
richtig gehandelt? ....
Teil 9 ....mit Konsequenzen
Die Tage vergingen. Mehrere Male hab ich versucht, Marta und die Kleinen zu uns zu locken.
Aber sie hat genau gewusst, dass da Gefahr drohte. Auch wenn ich meine Hunde eingesperrt hatte, wollte sie nicht mitkommen. So fuhr ich wie gewohnt zweimal täglich mit dem Rad zu ihnen. Meistens
wartete Marta schon auf einer Mauer auf halbem Wege auf mich und kam dann angerannt; und sie freute sich wie eine Verrückte. Der Bauer von nebenan wollte seinen Augen nicht trauen, dass Marta und
ich inzwischen so dicke Freunde geworden sind. Eines Abends, ich ging später als gewohnt zu ihnen, es ging mir nicht so gut, wieder einmal hatten so vielversprechende Interessenten für Caramella
und auch Pitti, es sich doch wieder anders überlegt und einen Rückzieher gemacht; jedenfalls waren sie nicht da. Also bin ich erstmal wieder zu Richi, und was soll ich sagen, natürlich war er da,
wie immer. Aber auch hier hatte sich etwas verändert. Er wusste nun schon, dass ich regelmäßig kam, und an diesem Abend erwartete auch er mich schon auf halber Strecke und lief freudig neben
meinem Rad her. Er bekam seine Kuscheleinheiten, sein Wasser und Futter und weil es immer dunkler wurde, musste ich wieder zurück. Er lief mir nicht hinterher, er war beschäftigt, weil er noch
einen tollen Knabberspaß gefunden hatte. Als ich zurückkam zu Martas Unterschlupf erwarteten sie mich endlich. Alle waren da und die Freude war riesig. Ich konnte kaum auspacken und alles
zubereiten; sie hüpften an mir herum und Marta machte sogar einen Satz auf den Tisch. Als sich alle sattgefuttert hatten war es schon richtig dunkel geworden. Trotzdem blieb ich noch bei ihnen;
sie legten sich gemütlich in ihren Karton mit der weichen, warmen Decke und ließen sich streicheln. Auf einmal hörte ich ein Auto vorbeidonnern. Es war Lello, so hieß der Mann, der seine
trächtige Hündin aussetze und seinen anderen Hund einfach allein ließ, um mit seiner Familie nach Putignano zu ziehen. Von dem Bauern der Masseria nebenan hörten wir, dass die Familie eine Haus
von einer Tante geschenkt bekommen hatte und dass sie wohl nie wieder zurückkommen würden. Was wollte er so spät noch hier? Naja, es gab sicher noch einige Sachen zu holen. Er kam wohl nicht, um
Richi zu füttern. Oder doch?
Als ich noch so überlegte und dabei mit meiner Hand zärtlich über Martas Kopf strich, schreckte sie plötzlich auf und bellte. Und im nächsten Moment sah ich ein Licht am Tor. Das Tor quietschte
und das Licht kam näher. Marta sprang bellend auf; die Kleinen blieben bewegungslos in dem Karton sitzen. Dann hörte ich eine Stimme: „Was machst du denn noch hier, es ist schon lange dunkel!“ Es
war mein Vito. Er hat sich Sorgen gemacht und ist gekommen, um mich zu suchen. Marta bellte immer noch sehr aufgeregt. Also stand ich auf und wir gingen nach Hause.
Am nächsten Morgen hatten wir wieder Erledigungen im Dorf zu machen und so hielten wir auf dem Weg dorthin mit dem Auto bei Marta und den Kleinen an. Sie rekelten sich noch in der Morgensonne,
aber als sie uns sahen, kamen sie direkt angelaufen. Marta war auch da. Sie freute sich, aber sie war etwas verhalten. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass Vito, der sonst immer noch
etwas mehr abseits stand, diesmal mit mir zusammen zum Tisch ging. Er fütterte die Kleinen aus der Hand und auch Marta kam zu ihm, um das Futter aus der Hand zu nehmen. Aber plötzlich bellte sie
ihn an und lief ein Stück weg. Es geschah in Sekunden, als ich sie beobachtete, dachte ich noch, dass Vito sich lieber wieder etwas entfernen sollte, aber er machte genau das Gegenteil und
näherte sich nun auch noch dem Karton, ihrem Schlafplatz. Die Kleinen tummelten sich um ihn, er hatte ja das Futter. Doch plötzlich kam Marta angeschossen und biss ihm in die Wade. Ich hatte
gerade die Wasserflasche geöffnet, um die Schale aufzufüllen und schüttete geistesgegenwärtig das Wasser auf sie. Diesen Blick, den sie mir zuwarf, werde ich wohl auch nicht vergessen. Aber
bellend entfernte sie sich. Und wir auch, aber schweigend. Die Hose hatte ein kleines Loch, und die Wade nur ein paar Kratzer. Es war ein Warnbiss. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir
waren schon viel zu unbedacht in ihr Revier eingedrungen. Das Vertrauen galt nur mir und noch nicht Vito. Und am Abend zuvor hatte er mit seiner Taschenlampenaktion sicher auch keinen guten
Eindruck hinterlassen. Zum Glück ist er nicht nachtragend; und wir haben gemeinsam überlegt, was wir nun tun können. Denn so kann es nicht weitergehen. Die Hunde sind dort nicht sicher und es
gibt hier niemanden, der uns hilft, sie gut unterzubringen. Wir haben lange geredet und geplant. Und haben dann den Entschluss gefasst, dass WIR nun gehen müssen. Wir und die Hunde müssen weg,
damit Marta und ihre Kleinen vielleicht auf unser geschütztes Land kommen. Auch wenn das nun bedeutet, dass ich noch mehr Zeit aufwenden muss, weil ich ja jeden Tag hinfahren muss, um sie zu
versorgen. Und so haben wir es gemacht; heute sind wir mit all unseren sieben Sachen, drei Hunden und zwei Katern ins Dorf zurückgezogen. Dreimal mussten wir fahren, bis wir alles weggeschafft
hatten. Während Vito eine Tour alleine machte, ging ich, um die Hunde zu füttern. Bei Marta und den Kleinen war alles wie immer. Aber Richi machte mir Sorgen. Ich fand ihn schlafend vor. Es war
mir schon aufgefallen, dass er wohl etwas schwerhörig sein muss, denn manchmal musste ich schon ganz schön laut rufen, bis er kam. Aber heute stand er sehr schwerfällig auf, er konnte sich kaum
auf den Beinen halten. So wie ich ihn schon einmal vorgefunden hatte. Aber er rappelte sich auf. Sein Fell war ganz schmutzig und nass. Aber mit der Zeit fasste er sich wieder. Nur Appetit hatte
er nicht so richtig. Ich streichelte ihn noch ein wenig, aber dann musste ich wieder zurück.
Nun sind wir hier im Dorf, in Turi. Und ich kann nicht mehr abends rausgehen und Marta bellen hören, wenn sie die wilden Füchse und andere Hunde verjagt, um ihre Jungen zu schützen. Aber morgen
werde ich hingehen und ich hoffe, es gelingt mir, dass ich sie alle zu uns auf unser Land holen kann; damit sie endlich in Sicherheit sind...
Teil 10
Nachts konnte ich kaum schlafen; ständig hab ich mir neue Strategien überlegt, wie ich
Marta und die Kleinen mit mir locken könnte. Endlich am Morgen forstete ich den Kühlschrank durch und packte die Mortadella und die Würstchen in meine Tasche. Ich fuhr zuerst bei Richi vorbei,
aber keine Spur von ihm. Vielleicht schläft er irgendwo und hört mich nicht, dachte ich.
Als ich an Martas Quartier ankam, sah ich schon von Weitem, dass der Bauer von nebenan wieder da war. Er parkte sein Auto immer genau in der Einfahrt, also konnte ich davon ausgehen, dass die
Hunde weg waren, denn sie mochten seine Anwesenheit nicht. Er bestätigte es mir, verriet mir aber auch, dass er sie hinter den Feldern bei dem kleinen Olivenbaumwäldchen gehört hätte. Also bin
ich zu uns aufs Land gefahren. Ich präparierte den Zwinger und das Häuschen mit Leckerlis und drei vollen Futterschüsseln mit Nassfutter. Dann zog ich die Gummistiefel über, denn die Erde war
noch nass von der Feuchtigkeit der Nacht, und zog los. Als ich gerade durch das Land hinter unserem Land stiefelte, hörte ich Martas Bellen. Ich rief nach ihr. Und einige Sekunden später erschien
sie schon. Sie stand beinahe furchteinflößend auf der Mauer und spähte zu mir herüber, regungslos. Mir war plötzlich etwas mulmig; ich dachte an den Angriff auf Vito. Doch auf einmal wedelte sie
wie verrückt mit dem Schwanz und kam wie der Blitz zur mir gerannt. Jaulend hinter ihr her Momo, Struppi und Pitti. Na, das war eine Freude. Kurz darauf sah ich auch Caramella auf der Mauer, aber
sie kam nicht. Ich ging auf sie zu, doch sie lief jaulend weg. Also widmete ich mich wieder der Bande, die noch immer Freudentänze um mich herum aufführte. Bis zu uns war es nicht weit, also bin
ich einfach losgelaufen und lockte Marta und die drei Kleinen hinter mir her. Ich musste gar nichts von meinen Leckerlis rausholen, denn sie folgten mir freiwillig. Caramella wird schon kommen.
Als wir die Mauer zu unserem Land überquerten folgen mir immer noch alle folgsam. Nur das Tor zu unserem eingezäunten Bereich wollte Marta nicht gleich passieren. Aber ich redete freundlich und
beruhigend auf sie ein und dann kam sie. Zielstrebig rannten alle direkt in den Zwinger und machten sich über die vollen Futterschüsseln her. Von Caramella war noch immer keine Spur. Immer wieder
setzte Marta mit dem Fressen aus, um in die Ferne zu lauschen. Und plötzlich hörte ich Caramella in der Ferne winseln und Marta rannte sofort los in ihre Richtung. Nun gut, alle waren wieder weg.
Nochmals füllte ich die Schüsseln auf. Sie wussten ja nun, dass es hier etwas gab. Ich packte noch ein paar Sachen ein und wollte gerade wieder wegfahren, als ich das Gejaule wieder hörte. Und
dann waren sie alle vollzählig zurückgekehrt. Schnell waren auch die neu gefüllten Futterschüsseln geleert und wie selbstverständlich, machten es sich alle im Zwinger gemütlich. Ich sah Pitti
durch das kleine Fenster, wie er sich übermütig auf der weichen Decke räkelte.
Nun waren sie also angekommen. Ich schloss die Zwingertür und das Türchen raus aufs Land nicht, denn Marta hatte schon einmal bewiesen, dass es ihr nicht schwerfällt, den Zaun aufzubiegen. Morgen
werde ich sehen, ob sie geblieben sind.
Ich fuhr zurück, aber auch auf dem Rückweg, fand ich keine Spur von Richi. Ich machte mir Sorgen um ihn...
Teil 11
Auf den Tag genau eine Woche ist es her, dass ich Marta und die Kleinen auf unser Land gelockt habe. Und was soll ich euch sagen? Sie haben es sich inzwischen schon richtig gemütlich gemacht. An den ersten beiden Tagen haben sie noch ihre Runden in der Umgebung gedreht, sie waren noch nicht ganz sicher. Aber wenn ich jetzt komme, sind sie immer da; sie haben das ganze Reich für sich in Anspruch genommen und fühlen sich sichtlich wohl. Die Kleinen werden immer zutraulicher und frecher. Momo zupft ständig an meiner Hose und Pitti hat es auf meine Schnürsenkel abgesehen; Caramella will immer kuscheln und der kleine Struppi hat nun auch endlich sein Misstrauen überwunden; es ist so süß, wenn er schwanzwedeln auf mich zugelaufen kommt und ich ihn streicheln darf. Die Zeit, die ich täglich mit ihnen verbringe, ist unglaublich schön, obwohl es für mich auch ganz schön anstrengend geworden ist. Denn ich MUSS nun täglich 14km fahren, kann meine Hunde nicht mehr mitnehmen und muss dann zusätzlich die Zeit für den Auslauf für sie aufbringen. Ich weiß noch nicht, wie es in Zukunft werden soll, denn wir können sie nicht für immer dort halten. Aber nun sind sie erstmal in Sicherheit und ich hoffe, dass sich wenigstens für die Kleinen eine Zukunft in Geborgenheit einer liebevollen Familie finden wird.